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Hiermit möchten wir Sie herzlich zur Ausstellung

Anett Frontzek
KARTOGRAFIE EINES DYNAMISCHEN GLEICHGEWICHTS

im Rahmen der Reihe FREIFLÄCHE ins Gießkannenmuseum Gießen einladen.

Eröffnung:  Sonntag, den 16. November um 11 Uhr
Einführung: Ingke Günther

Ein Gespräch mit der Künstlerin und dem Kunsthistoriker Kurt Wettengl findet zur Finissage
am 8. März 2026 um 11 Uhr im GiKaMu statt.

Anett Frontzek im Gießkannenmuseum

Foto der Künstlerin: Raffaele Horstman

Ausstellungsdauer: 17. November 2025 bis 8. März 2026
Öffnungszeiten: MI 10 –14 Uhr, DO + FR 15 – 18 Uhr, SA 12 – 16 Uhr u. n. V.


Kartografie eines dynamischen Gleichgewichts

In ihren künstlerischen Arbeiten untersucht Anett Frontzek urbane, architektonische, geologische oder
soziologische Strukturen. Ursprünglich von der Plastik kommend entstehen in den letzten Jahren überwiegend Zeichnungen, Papierschnitte und Installationen. Dabei arbeitet die Künstlerin stets konzeptuell und ortsbezogen. Ihren künstlerischen Projekten gehen immer aufwendige Recherchen voraus und sie nutzt wiederholt Aufenthaltsstipendien, um sich mit Orten und Themen intensiv auseinanderzusetzen. Ihre künstlerischen Transformationen fußen somit auf der Auseinandersetzung mit gegebener Welt, aber auch mit den Bildern, die wir Menschen uns von ihr machen. Ein bevorzugtes Material ist dabei seit über 20 Jahren das von amtlichen Karten. Und ähnlich lang zieht sich eine Auseinandersetzung durch Anett Frontzeks Werk: die mit dem lebensnotwendigen Element „Wasser“. So verwundert es nicht, dass es vor allem Seekarten sind, denen sie sich überarbeitend widmet.

Im Gießkannenmuseum zeigt sie nun einen Abschnitt der Küstengewässer der Ostsee – genauer: das Areal zwischen Kiel und Kopenhagen. Ihr Material hier sind Originalsportbootkarten, die sie mit
einem Eingriff versieht, der gleichermaßen einfach wie aufwendig ist. Auf jeden Fall verändert er
unsere Wahrnehmung, denn mit ihrer Überarbeitung löscht sie alles aus, was Landmasse ist.
Mit tiefschwarzer Schelllacktusche überzeichnet sie das Festland, hebt somit die Wasserflächen hervor und irritiert damit unseren Blick, der gelernt hat, Karten zu lesen. Das Wasser steht nun im Mittelpunkt der Betrachtung und in diesen Arealen der Ostsee ist es tatsächlich von einer besonderen Dynamik
betroffen, denn das salzhaltige Gewässer der Nordsee trifft hier auf das mildere der Ostsee.

Karten versammeln auf komplexe Weise Wissen, das sich der Mensch angeeignet hat, um sich zu verorten. Dieses, im grafischen Gefüge der Karten enthaltene, aber nicht immer leicht dechiffrierbare Wissen, macht die Künstlerin sichtbar. In der Arbeit, die für das Gießkannenmuseum entstanden ist, sind es Naturschutzgebiete (grün) und Gefahrenstellen wie Sperrgebiete (pink), die die Künstlerin mit farbiger Tusche heraushebt. So verweist ihr gestalteter Kartenraum „auf das fragile Verhältnis zwischen Schutz und Nutzung“ und macht „die Aushandlung zwischen natürlicher Dynamik und menschlichen Eingriffen“ sichtbar, so beschreibt es die Künstlerin.
Anschließend setzt sie die überarbeiteten Einzelkarten, die manchmal in der Maßstäblichkeit variieren, überlappend auf der Wand zusammen. Es entsteht eine vor der Vertikalen schwebende Installation, die Weißräume betont und auch formal landschaftlich anmutet. Nicht unbedingt alle bearbeiteten Karten kamen hier zum Einsatz, denn die Entscheidung, wieviel von einem Areal gezeigt wird, trifft die Künstlerin stets vor Ort und ist abhängig von der Dimension der Wand.

Anett Frontzek studierte Freie Kunst an der Kunsthochschule Kassel. Sie wurde mit zahlreihen Stipendien ausgezeichnet und ihre Arbeiten sind in öffentlichen Sammlungen in Europa wie den USA vertreten. Zudem bringt sie ihre künstlerische Expertise auch als Mentorin ein, bislang im Kunstmentorat NRW und im Programm Mentoring KUNST, Mecklenburg-Vorpommern. Ihre rege internationale Ausstellungstätigkeit kann der ausgelegten Vita entnommen werden.
Die Künstlerin lebt und arbeitet im Künstlerhaus Dortmund und ist Mitglied im Deutschen Künstlerbund.

 

„Areale zwischen Kiel und Kopenhagen“, 2025
Originalsportbootkarten, mit Tusche überarbeitet