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  • Barbara Eichhorn

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  • Eyal Pinkas

Ausstellungsreihe FREIFLÄCHE

Seit 2018 lädt das Gießkannenmuseum einmal im Jahr eine zeitgenössische künstlerische Position zur Umsetzung einer Ausstellung ein.

Für diese Reihe, die unter dem Titel FREIFLÄCHE läuft, werden überregional wirkende bildende Künstler:innen ausgewählt. Voraussetzung ist, dass sich ihre künstlerische Arbeit mit den Themen des Museums – wie Natur, Garten, Wasser, Ökologie – in eine spannende Verbindung bringen lässt.

Die Räumlichkeiten des Museums verfügen über eine großzügige Wandfläche, die der Reihe ihren Namen gibt. Die Ausstellung ist auch von außen gut einsehbar, da der Museumsraums über eine breitlaufende Schaufensterfläche verfügt.

Die FREIFLÄCHE wird von Ingke Günther und Jörg Wagner kuratiert.
Das Kulturamt der Universitätsstadt Gießen fördert diese Reihe zur aktuellen Kunst von Beginn an.


Eyal Pinkas: Garden Amusements

FREIFLÄCHE 2023/24

Ausstellungsansicht Gießkannenmuseum
Eröffnung: Sonntag, den 29. Oktober um 11 Uhr
Einführung: Ingke Günther und Jörg Wagner
Ausstellungsdauer: 30. Oktober 2023 bis 31. Januar 2024

Eyal Pinkas (*1980 Haifa, Israel) lebt und arbeitet in Heidelberg and Tel Aviv. Er studierte Kunst und Fotografie an der Gerrit Rietveld Akademie Amsterdam und an der Bezalel Akademie Tel Aviv.
Eyal Pinkas fotokünstlerisches Arbeiten kreist um die Möglichkeiten seines Mediums. Seine Bildwelten zeigen kein Interesse am Ablichten der gegebenen Welt, sondern sind eher präzise gestaltete Parallelwelten, die er im fotografischen Raum konstruiert. Zum Teil entstehen sie, indem der Künstler die Hoheit des Prozesses an die Fotosoftware und ihre Algorithmen abgibt.
Dabei interessieren den Künstler ausdrücklich räumliche Zusammenhänge – insbesondere der Gartenraum ist ein Thema, das immer wieder auftaucht – oder die uns umgebende Alltagswelt mit ihrer Vielzahl an Dingen und billigen Massenprodukten. Pinkas räumliche Befragungen und Untersuchungen von Objekten werden jedoch zu einer Wirklichkeit, die man als alternativen Vorschlag zum Gegebenen lesen könnte. Auch wenn nichts reproduziert wird, das Gegenständliche ist eindeutig zu erkennen – als Matratze, Apfel, Stuhl, Spülschwämmchen, Klappkiste oder Gießkanne erscheint es auf merkwürdige, bizarre oder manchmal zauberhafte Weise neu.

Für das Gießkannenmuseum entwickelt Eyal Pinkas die ortsbezogene Arbeit „Garden Amusements“. Auf der Wandfläche setzen sich Fotografien aus verschiedenen Serien collageartig zusammen, die alle im weitesten Sinne den Garten als Referenzfeld haben. Zeitlich liegt ihre Entstehung zum Teil weit auseinander, verbunden werden sie jedoch durch das Thema des vom Menschen eingehegten Naturraumes.

Greenhouse, 2008


Felix Dobbert: Broken Flowers

FREIFLÄCHE 2022/23

 

Felix Dobbert (*1975) studierte Kommunikationsdesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg und schloss ein Studium für Kommunikationsdesign und künstlerische Fotografie an der Folkwang Universität der Künste in Essen bei Jörg Sasse an. In Gießen ist er kein Unbekannter, denn von 2016 bis 2018 hatte er am hiesigen Institut für Kunstpädagogik die Gastprofessur im Bereich der künstlerischen Fotografie inne. In Dortmund leitet er seit 2018 den Bereich der Fotografie am Institut für Kunst und Kunstwissenschaft an der Fakultät Kunst der TU. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Im Zentrum der künstlerischen Fotografie von Felix Dobbert steht das Stillleben und in den letzten Jahren die Blume als bevorzugtes Bildmotiv. Dabei setzt er sich nicht nur mit spezifischen Objekten aus unserer dinglichen Welt auseinander, sondern macht die Möglichkeiten des Mediums Fotografie selbst mit zum Bildthema.
Waren seine frühen Serien im Studio entwickelte Versuchsanordnungen, die unter dezidierter Lichtregie auf kleinen Bildbühnen präzise komponiert wurden, gibt er in den Werkserien der letzten Jahre Teile seiner gestalterischen Kontrolle ab.


So lässt er sowohl den Zufall als auch die technischen Rahmenbe-dingungen der Fotografie motivisch mitwirken und zeigt gleichzeitig deren produktive Fehlerhaftigkeit.

Im Rahmen der FREIFLÄCHE, die einmal im Jahr zeitgenössische Künstler:innen um einen künstlerischen Beitrag für das  Gießkannen-museum bittet, zeigt Felix Dobbert eine Auswahl aus seiner Serie Broken Flowers. Mit dem Jahr 2018 beginnt er Schnittblumen im häuslichen Kontext zu fotografieren. Diese haben das Pralle und Frische – Aspekte wofür wir sie eigentlich als dekorative Vaseninhalte schätzen – bereits hinter sich gelassen. Mit einer Sofortbildkamera, deren kaum zu beein-flussende Bilderzeugnisse vom Künstler später mitunter stark vergrößert werden, fängt er vorgefundene Blumensträuße und Blütenköpfe ein, deren verblaste Erscheinungen eher morbide und von beinah malerischer Qualität sind.
Für das GiKaMu hat der Künstler eine ortsbezogene Hängung entwickelt, die die große Ausstellungsfläche formatfüllend bespielt und mit Bildtapete und darauf platzierten gerahmten Arbeiten zwei Ebnen aufmacht. 
Die Broken Flowers können so an einem Ort, der sich der Formenvielfalt von Gießgefäßen verschrieben hat, mit einer besonderen Präsenz aufwarten und mit der Sammlung in einen Dialog treten.


B. C. Tucholski: Die kleinen Gärten des Glücks


FREIFLÄCHE 2021/22

Barbara Camilla Tucholski ist Malerin und Zeichnerin. Neben ihrer Auseinandersetzung mit dem Menschenbild von der frühen Kindheit bis ins hohe Alter sind es häufig räumliche Gegebenheiten, die sie in verdichteter Weise in den Blick nimmt. Häuser, Straßenzüge, Zimmer, Flure, Treppen oder Gartenräume werden in zeichnerischer Verknappung eingefangen. Was viele der mit Bleistift festgehaltenen Ausschnitte von Welt auszeichnet, ist eine perspektivische Eigensinnigkeit. Räume werden gebogen, ausgedehnt oder mehransichtig gezeigt und erlangen so eine besondere Konzentration.
Im Rahmen der Reihe FREIFLÄCHE zeigen wir zwölf Bleistiftzeichnungen, die Schrebergärten abbilden. Bereits seit den 1990er Jahren widmet sich die Künstlerin abgezirkelten Kleingärten, die sich aufzuklappen scheinen und doch nur wenige, aber prägnante Details preisgeben.
In unterschiedlichen Zeichnungszyklen werden die Arbeiten dann zusammengefasst. Die KEINEN GÄRTEN DES GLÜCKS sind im vorpommerischen Loitz, in Rostock und Schönberg entstanden.

„Mir ging es um die Vielfalt dieser Gevierte, um die Spannung der sowohl anonymen als auch höchst privaten Parzellen.“, so Barbara Camilla Tucholski. Die kleinen Gartenrefugien hat sie als Spaziergängerin aufgesucht, als Herumstreifende. So sind ihre Grafiken zügig gesetzte Notationen; Konturlinien fangen das Gesehene in einer flüchtigen Prägnanz ein.




Barbara Eichhorn: Der innere Kompass

FREIFLÄCHE 2019/20

Die in Wien lebende Künstlerin Barbara Eichhorn, die sich explizit als Zeichnerin versteht, zeigt Auszüge aus ihrem 70-teiligen Werkzyklus Der innere Kompass.
In diesem verknüpft sie auf sensible Weise botanische Bildelemente mit handgeschriebenen Textpassagen. Die 2016 entstandene Arbeit umfasst vier Kapitel; das letzte Kapitel ist für die Ausstellungsfläche im GiKaMu ausgewählt worden. Die Künstlerin schreibt zu dieser Serie: „Handschriftlich zusammengetragene Textauszüge verschiedener Autoren bilden in Form und Inhalt ein Nachdenken über den Zustand unserer Gesellschaft, ein Ordnen der Flut an täglichen Informationen und Meinungen und ein Sortieren der eigenen Gedanken. Über den Texten liegen in zweiter Schicht Frottagen von getrockneten Pflanzenblättern, so dass die Texte nur noch bruchstückhaft zu lesen sind und in dieser Lückenhaftigkeit im Kopf des Betrachters – sofern meine Handschrift überhaupt lesbar ist – eigene Geschichten entstehen. Die Pflanzen sind wahllos gepflückte Wiesenpflanzen und Unkraut, teilweise von Schnecken zerfressen. In ihrer Fragilität stehen sie für die Brüchigkeit unseres Seins, für gegenwärtige Gesellschaftsordnungen und -zustände.“


Jette Flügge: Rückzugsgebiete


FREIFLÄCHE 2018/19

Für die große FREIFLÄCHE im Gießkannenmuseum hat Jette Flügge (Iserlohn) eine ortsbezogene Arbeit entwickelt. Die Druckgrafikerin nutzt das Prinzip der Vervielfältigung, hat dabei aber stets das einzelne Blatt im Blick. Am Ende des Prozesses steht daher in der Regel ein Unikat, das sich aus dem Arbeitsprozess heraus entwickelt hat.

So auch in der Wandarbeit Rückzugsgebiete: Sie ist aus 4 x 6 Einzelblättern zusammengesetzt und zeigt einen stilisierten Gartenraum.


Die Künstlerin zu diesem Motiv: „In einem großen Garten findet sich zusammen, was ich über Jahre in Linol geschnitten habe. Im Garten wirkt der Mensch, er ordnet, unterdrückt, aber er pflegt auch, lässt Pflanzen gedeihen. In der wandfüllenden Arbeit erkunde ich die Tätigkeiten des Gärtners, aber vor allem die Pflanzen, die dort gedeihen.
Meine persönliche Vorstellung eines Gartens schleicht sich mit ein, sogenannte Unkräuter gesellen sich neben die Zierpflanzen. Es entsteht ein imaginärer Raum, in dem sich die verschiedenen Eindrücke zusammenfügen und zu einer Landschaft öffnen.“