Barbara Camilla Tucholski im Gießkannenmuseum
Eröffnung: 7. November 2021 um 11 Uhr
Einführung: Ingke Günther
Ausstellungsdauer: 8. November 2021 bis 13. Februar 2022
Ort: Sonnenstraße 3, 35390 Gießen
Öffnungszeiten: mittwochs 11-13 Uhr, freitags 15-18 Uhr, samstags 12-15 Uhr u.n.V.
Barbara Camilla Tucholski ist Malerin und Zeichnerin. Neben ihrer Auseinandersetzung mit dem Menschenbild von der frühen Kindheit bis ins hohe Alter sind es häufig räumliche Gegebenheiten, die sie in verdichteter Weise in den Blick nimmt. Häuser, Straßenzüge, Zimmer, Flure, Treppen oder Gartenräume werden in zeichnerischer Verknappung eingefangen. Was viele der mit Bleistift festgehaltenen Ausschnitte von Welt auszeichnet, ist eine perspektivische Eigensinnigkeit. Räume werden gebogen, ausgedehnt oder mehransichtig gezeigt und erlangen so eine besondere Konzentration.
Im Rahmen der Reihe FREIFLÄCHE zeigen wir zwölf Bleistiftzeichnungen, die Schrebergärten abbilden. Bereits seit den 1990er Jahren widmet sich die Künstlerin abgezirkelten Kleingärten, die sich aufzuklappen scheinen und doch nur wenige, aber prägnante Details preisgeben. In unterschiedlichen Zeichnungszyklen werden die Arbeiten dann zusammengefasst. Die KEINEN GÄRTEN DES GLÜCKS sind im vorpommerischen Loitz, in Rostock und Schönberg entstanden. „Mir ging es um die Vielfalt dieser Gevierte, um die Spannung der sowohl anonymen als auch höchst privaten Parzellen.“, so Barbara Camilla Tucholski.
Die kleinen Gartenrefugien hat sie als Spaziergängerin aufgesucht, als Herumstreifende. So sind ihre Grafiken zügig gesetzte Notationen; Konturlinien fangen das Gesehene in einer flüchtigen Prägnanz ein. Was alle zwölf Zeichnungen verbindet, die wir im Gießkannenmuseum zeigen, ist der auftauchende Bildgegenstand einer Minimalbehausung. Kleine Datschen, Gartenhäuschens oder budenartige Geräteschuppen stehen für den Garten als Rückzugsraum – als Ort, den man fassen, bearbeiten und überblicken kann. Als Ort, der ein kleines Freiheitsversprechen birgt, sei es auch umzäunt. Die KLEINEN GÄRTEN DES GLÜCKS kommen spröde daher, sperrig und zuweilen entleert. Der Bleistiftstrich wirkt stellenweise wie aufgespannter Draht und die Flächen, die er umfasst, bleiben nahezu unbeschrieben. Und so scheint sich das Glück in den Zwischenräumen dessen einzunisten, was sparsam festgehalten ist.
Barbara Camilla Tucholski (*1947 in Loitz an der Peene) lebt und arbeitet in Pendelbewegungen zwischen Oevelgönne in Schleswig-Holstein und Rom. Ihr Studium absolvierte sie an der Düsseldorfer Kunstakademie und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Von 1995 bis 2013 lehrte sie als Professorin an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel. Im Jahr 2016 wurde ihr der Egmont-Schaefer-Preis für Zeichnung verliehen. Ihre Arbeiten erhielten in zahlreichen internationalen Ausstellungen Aufmerksamkeit; ihre Zeichnungen befinden sich u. a. in folgenden öffentlichen Sammlungen: Graphische Sammlung Städel Museum, Frankfurt / Kunsthalle zu Kiel / Kunstmuseum Bonn / Museum Kunst Palast, Düsseldorf / Sammlung Kunstmuseum Villa Zanders, Bergisch Gladbach / Staatliche Graphische Sammlung München / Casa di Goethe, Rom / Die Albertina, Wien / Hamburger Kunsthalle / Graphische Sammlung Dresden / Frac Picardie, Amiens.